13.11.2009: Sonderpreis „Ausbildungs-Ass“ für Restaurant Pfeffermühle

Die Wirtschaftsjunioren Deutschland kürten das Restaurant "Pfeffermühle" in Reichshof-Eckenhagen zum Ausbildungs-Ass und zeichneten den Betrieb in Berlin mit einem Sonderpreis in der Kategorie „Industrie, Handel, Dienstleistungen“ aus.

Kreis fördert Integration von Auszubildenden mit Behinderung

Logo "Ausbildungs-Ass" aus dem Internetauftritt www.ausbildungsass.de mit Link zur HomepageOberbergischer Kreis. Ihre Entscheidung, zwei gehörlose junge Frauen und einen gehörlosen Umschüler in der Küche seines Restaurants auszubilden, war goldrichtig. Das wissen die Eckenhagener Gastronomen Sandra und Martin Krossa schon längst, am gestrigen Donnerstag bestätigten es ihnen auch die Wirtschaftsjunioren Deutschland. Sie kürten das Restaurant Pfeffermühle zum Ausbildungs-Ass und zeichneten den Betrieb in Berlin mit einem Sonderpreis in der Kategorie „Industrie, Handel, Dienstleistungen“ aus.

„Wir freuen uns riesig“, sagt Martin Krossa. Die Jury zeichnete den Einsatz der Restaurantinhaber nicht nur für junge Menschen, sondern speziell für Menschen mit Behinderung aus, für die eine Ausbildung eine ungleich größere Aufgabe darstellt als für Jugendliche ohne Behinderung. Aus 185 Bewerbungen hatte die Jury zwölf Preisträger in drei Kategorien ausgewählt und Preisgelder in Höhe von insgesamt 15.000 Euro vergeben.

„Angefangen hat alles mit einer Anfrage eines Berufschullehrers, der für eine Gehörlose einen Ausbildungsplatz zur Köchin suchte“, erzählt der 35-jährige Gastronom. „Zum damaligen Zeitpunkt war das für uns quasi unvorstellbar“, gesteht Martin Krossa. Dennoch bot er Marina Körner ein Praktikum an und wurde von der jungen Frau „total überrascht“, wie er sagt. „Ich war von ihrem Engagement und ihrer Motivation völlig begeistert.“ Das Ehepaar Krossa bot der jungen Frau nach dem dreiwöchigen Praktikum die Lehrstelle an. „Selbstverständlich war die Arbeit mit einer gehörlosen Mitarbeiterin für uns eine große Umstellung, gleichzeitig aber eine interessante Erfahrung.“

Während sich die Fürsorgestelle des Oberbergischen Kreises mit Fördermitteln aus der Ausgleichsabgabe darum kümmerte, dass die Küche behindertengerecht umgebaut werden konnte, bezuschusste die Arbeitsagentur Bergisch Gladbach die Ausbildungsvergütung. „Dank des Küchenumbaus und der hervorragenden Beratung durch den IFD (Integrationsfachdienst) stehen wir uns nun bei der Arbeit gegenüber und können miteinander kommunizieren“, erklärt Krossa. „Wenn man nicht hören kann, muss man sich sehen können.“

Dank des Küchenumbaus können sich Martin Krossa und Marina Körner bei der Arbeit sehen und verständigen. (Foto: OBK)
Dank des Küchenumbaus können sich Martin Krossa und Marina Körner bei der Arbeit sehen und verständigen.
(Foto: OBK)

Seit 2009 ist Marina Körner mit der Ausbildung fertig und arbeitet als angestellte Köchin in der Pfeffermühle. Und damit nicht genug: Das Ehepaar Krossa entschied sich auch Marinas Schwester, der ebenfalls gehörlosen Alexandra, im Sommer 2008 die Ausbildung zur Köchin zu ermöglichen. Alexandra ist mittlerweile im zweiten Lehrjahr und lernt mit der gleichen Begeisterung wie ihre große Schwester die Zubereitung von Spezialitäten für die anspruchsvollen Gaumen ihrer Gäste.

Da es immer wieder Probleme mit der Verständigung gab, absolvierte das gesamte siebenköpfige Restaurant-Team im November 2008 einen Gebärdenkurs. „Die Fürsorgestelle findet für uns immer wieder gute Lösungen“, freut sich Krossa über die Unterstützung und Beratung durch den Oberbergischen Kreis. „Der Gebärdenkurs hat uns richtig geholfen, denn jetzt kann ich mich mit Marina und Alexandra in der Küche bestens verständigen.“

Auch den freigewordenen Ausbildungsplatz von Marina Körner haben Sandra und Martin Krossa wieder mit einem Hörgeschädigten besetzt. Der 28-jährige Alexander Krämer, ausgebildeter Maurer, absolviert in der Pfeffermühle zurzeit eine Umschulung zum Koch.

„Wir haben gute Erfahrungen mit benachteiligten Jugendlichen gemacht und wollen an der Zusammenarbeit mit Gehörlosen auch künftig festhalten“, sagt Martin Krossa. Er geht mit gutem Beispiel voran und findet mittlerweile Nachahmer. „Es haben sich schon zwei andere Arbeitgeber gemeldet, die Interesse haben, Gehörlose zu beschäftigen.“

 



Letzte Änderung: 13. November 2009