Umgang mit Erkrankten – Rat für Angehörige

Durch den zunehmenden Verlust der geistigen Fähigkeiten können sich demenziell Erkrankte an Verhaltensregeln, Problemlösestrategien und Erfahrungen nicht mehr so gut erinnern. Des Weiteren nehmen im Verlauf der Erkrankung auch die kommunikativen Fähigkeiten ab. Menschen mit Demenz benutzen im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung weiterhin Gesten, Berührung und Körperhaltung, um sich mitzuteilen. Allgemein ist zu empfehlen, dass Angehörige sich auf ihr demenziell erkranktes Familienmitglied einstellen, denn der Erkrankte selbst kann dies nicht (mehr) leisten. Im folgendem werden einige Tipps zum Umgang und zur Kommunikation mit Menschen mit Demenz vorgestellt:

  • Loben Sie den Menschen mit Demenz für Dinge, die er gut gemacht hat. Belohnen Sie eine zutreffende, angemessene Reaktion mit Worten, Lächeln und Berührungen. Menschen mit Demenz brauchen wie jeder andere auch Bestätigung.
  • Sprechen Sie auf gleicher Ebene vom Erwachsenen zum Erwachsenen. Stellen Sie Blickkontakt her und reden Sie den Menschen mit Demenz mit Namen an.
  • Wichtige Informationen sollten einfach ausgedrückt sein und in der gleichen Art und Weise wiederholt werden. Leiten Sie langsam und falls nötig kleinschrittig an und gebrauchen Sie einfache, kurze Sätze.
  • Wenn Sie klare Informationen wünschen, formulieren Sie am besten die Frage so, dass der Mensch mit Demenz sie mit ja oder nein beantworten kann.
  • Gehen sie geduldig auf Wiederholungen ein oder lenken Sie das Gespräch auf ein anderes Thema. Dies vermeidet oder entschärft Konflikte. Geben Sie Zeit für eine Reaktion oder Entgegnung. Demenziell Erkrankte brauchen Ruhe, um über Antworten nachzudenken. Falls nötig, wiederholen Sie Informationen.
  • Gehen Sie fürsorglich-leitend mit dem Menschen mit Demenz um und überhören Sie Anschuldigungen. Vorwürfe sind oft Ausdruck von Hilflosigkeit und Frustration des Menschen mit Demenz. Besser nicht diskutieren, sondern ablenken oder einlenken.
  • Legen Sie nicht Leistungskriterien gesunder Personen an. Wenn zum Beispiel das Marmeladenbrot etwas ungewöhnlich gestrichen ist, aber der Mensch mit Demenz das noch selbst übernehmen kann, ist es gut so wie es ist.
  • Strukturieren Sie den Tagesablauf. Gewohnheiten und Regeln bieten dem Menschen mit Demenz Sicherheit im Alltag. Beziehen Sie sich zur Realitätsorientierung auf Uhren und andere Orientierungshilfen.
  • Geben Sie wiederholt Informationen zu Zeit, Datum, Ort und Namen und bieten Sie Erinnerungsstützen an (wie Notizen am Kühlschrank, ein Poster mit Fotos aller Bezugspersonen mit kurzen Informationen, Fotoalbum mit kurzen schriftlichen Erläuterungen zu jedem Foto).
  • Lassen Sie sich auf die Realität von Menschen mit Demenz ein. Die Erkrankten bringen oft Vergangenheit und Gegenwart durcheinander (z.B. glaubt eine demenzkranke Person, dass sie vor der Schule sitzt und darauf wartet, dass ihre Mutter sie nach Hause begleitet). Holen Sie die erkrankte Person dort ab, wo sie sich gegenwärtig zu befinden glaubt. Nutzen Sie die Vergangenheit als Überleitung zur Gegenwart.
  • Richten Sie ihr Augenmerk auf kleine Verhaltensänderungen, die einen Fortschritt darstellen können.
  • Überforderungen sollten vermieden werden. Räumen Sie falsche abgelegte Dinge kommentarlos an den richtigen Platz.
  • Versuchen Sie, wenn möglich, behutsam zu aktivieren. Der Mensch mit Demenz möchte dazugehören. Stellen Sie einfache Fragen (Was siehst du? Hörst du das Motorrad kommen?).
  • Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Zubereitung und Gabe der Speisen sollte gegebenenfalls dem Krankheitsverlauf angepasst werden (Stichwort Schluckstörung). Nicht mehr als zwei Alternativen zur Wahl anbieten (z.B. möchtest du lieber Milch oder Wasser trinken?)

 

In kritischen Situationen sollten Sie umgehend einen Notruf (Polizei 110, Notarzt / Feuerwehr 112) absetzten.

Die Telefonseelsorge bietet rund um die Uhr anonyme Beratung unter 0800.111 0 222 und 0800.111 0 111 gebührenfrei an.

Rat und Unterstützung, wie Krisensituationen vermieden werden können, bietet das Alzheimer-Telefon der deutschen Alzheimer Gesellschaft unter Festnetznummer 030 / 2 59 37 95 14 oder unter der Servicenummer 01803-17 10 17(0,09 € pro Minute aus dem deutschen Festnetz)

https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/alzheimer-telefon.html

 

 



Letzte Änderung: 30. August 2023