Peter Leidig

Peter Leidig
geb. 1949 in Gummersbach
lebt in Gummersbach

 

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"Kopf mit roter Form"

Peter Leidig "Kopf mit roter Form"

Kopf mit roter Form
1988
Pastellkreide/Transparentpap.
100 x 70 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 3. Obergeschoss

 

Bildtext

Das hochformatige Bild Kopf mit roter Form (1988) ist charakterisiert durch zwei schwarze Rechtecke, die durch den oberen und unteren Bildrand angeschnitten sind. Die Rechtecke füllen die Bildbreite fast vollständig aus. Die Abgrenzungen zum hellblauen Bildhintergrund wurden aufgebrochen durch eine aus zahllosen kleinen Strichen bestehende, verschwommene Konturlinie. Im Rechteck (oberes Bilddrittel) erkennt der Betrachter drei schriftartige Zeilen in Blauviolett, die aber nicht zu entziffern sind. Vor dem Hintergrund des größeren schwarzen Rechtecks stehen klar umrissene Formen: Es handelt sich um fein gezogene Linien, die einen stark stilisierten Kopf und Halsansatz im Profil ergeben. Am unteren Bildrand ist ein rotes Dreieck mit körniger Struktur mit der Spitze nach oben aufgestellt, das die Konturen des Kopfes überschneidet.

 

ohne Titel

Peter Leidig "ohne Titel"

ohne Titel
1984
Pastellkreide/Transparentpap.
90 x 110 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 3. Obergeschoss

 

Bildtext

Im gegenstandslosen Werk (o.T., 1984) herrscht die Farbe Rot in verschiedenen Farbaufträgen und -tönen vor, flankiert von Weiß und Schwarz. Es besteht aus drei aufeinander gelegten Transparentpapieren. Das Motiv, acht „Farbpolster“, setzt sich aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Bemalungen auf den einzelnen Blättern und dem milchigen Material der Papiere zusammen. Durch diese Technik wird trotz der Verwendung von zweidimensionalem Papier Dreidimensionalität erzeugt.

 

ohne Titel

Peter Leidig - ohne Titel

ohne Titel
1990
Mischtechnik/Folien
90 x 120 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 3. Obergeschoss

 

Bildtext

Eine intensive Farbwirkung und der Anschein großer Tiefe gehen von dem blauen Werk (o. T. 1990) aus. Erzeugt wird diese Ausstrahlung durch die verwendeten Materialien. In diesem Fall handelt es sich um übereinander gelegte Folien, die der Künstler um sparsame gegenstandslose Malerei in Weiß und Schwarz, Farbpulver und Silberbronze ergänzt hat.


Bildanalyse

Die Bilder Peter Leidigs zeichnen sich durch hohe Farbintensität aus. Manche der Bilder schillern und leuchten und erzeugen darüber hinaus den Eindruck von Tiefe und echter Räumlichkeit.

Um diese Bildwirkungen zu erreichen, experimentiert Leidig mit Techniken und Materialien. Die frühen Bilder, wie das zur Kunstsammlung gehörige Werk von 1984, bestehen häufig aus mehreren übereinander gelegten Transparentpapieren. Jedes der Papiere ist mit Pastellkreide bemalt; spontan reagiert der Künstler auf das Zusammenspiel der Blätter und lässt das erste Blatt das andere bestätigen oder korrigiert die Wirkung. Anders als gemeinhin in der Malerei üblich, wird bei Leidig also kein Raum durch Perspektive malerisch suggeriert, sondern tatsächlich geschaffen. Diesem Werk zugrunde liegt übrigens ein Urlaubserlebnis: Es wurde inspiriert durch einen Sonnenuntergang gesehen durch ein Fenster in Schweden.

Das zweite Bild Leidigs in der Kunstsammlung Oberberg unterscheidet sich deutlich von den anderen beiden Werken: Zwar arbeitet der Künstler auch hier mit starker Farbigkeit, und das Werk besteht ebenfalls aus mehreren Schichten. Doch hier ist die Schichtung verdeckt, sind die klaren umrissenen Formen für das Auge „fassbar“ und nicht auf ungewöhnliche Weise irisierend wie die der anderen Bilder. Die Existenz der Schichten verliert hier durch das undurchdringliche Schwarz für das Auge seine Wirksamkeit und negiert die vorhandene Räumlichkeit. Es gehört zu einer Anzahl von Werken, die zeitlich nach den Arbeiten mit Transparentpapier entstanden sind und zu Arbeiten einer neuen „Sequenz“ (= Werkphase) überleiteten. In ihnen wurde das Thema Räumlichkeit mit Hilfe von Folien und später Plexiglaskästen im wahrsten Sinne des Wortes noch „greifbarer“. Von besonderem Interesse ist bei diesen Bildern das vom Künstler entwickelte „Bildvokabular“. Im vorliegenden Fall beispielsweise die stilisierte Ausführung eines Kopfes, der in dieser Bildreihe mehrfach erscheint.

Das Werk o.T. von 1990 besticht durch seine durchdringende Farbigkeit, die durch die Materialwahl möglich wurde (bemalte Transparentfolien, Farbpulver, Silberbronze). Seit den späten 1980er Jahren schuf Peter Leidig verwandte blaue Werke, die in einen Schöpfungszyklus mündeten (1994). Dieser Zyklus¹ macht besonders deutlich, dass es dem Künstler nicht nur um mehrdeutige Formen und Farben geht, sondern dass er mit diesen formalen Mitteln auch Inhalte überträgt.

Die von ihm entwickelten neuen, in der Malerei ungewöhnlichen Bildformen, nennt der Künstler „Polypaints“ (= Mehrschichtgemälde/Vielfachgemälde)² . Um die Wirkungen zu verstärken oder zu modifizieren, hat Leidig im Laufe der Zeit immer wieder neue Techniken kreiiert. So schafft er beispielsweise seit 2002 „Modulbilder“, denen er Materialien aus dem täglichen Leben zufügt. Die Auswahl ungewöhnlicher Materialien, die Erfindung neuer Techniken und damit das Aufbrechen malerischer Konventionen machen den Maler zu einem Repräsentanten moderner Kunstauffassung.

Nach Absolvierung einer Schriftsetzerlehre besuchte Peter Leidig die Kölner Werkschule, bzw. Kölner Fachhochschule für Kunst und Design. Gemeinsam mit anderen oberbergischen Künstlern setzte er sich in der Künstlergruppe ProSolo ca. 20 Jahre lang dafür ein, zeitgenössische Kunst in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und war (und ist) als Künstler auch in Köln und Düsseldorf aktiv.

Kunst von Peter Leidig ist im öffentlichen Raum zu finden, beispielsweise im neuen Landtag von NRW. In Gummersbach kann man Werke des Künstlers – außer im Kreishaus – unter anderem in der Sparkasse und im Rathaus bewundern. Für sein jahrzehntelanges künstlerisches Engagement wurde Peter Leidig 2005 mit dem Kulturpreis des Oberbergischen Kreises ausgezeichnet.

¹ Ausst.-Kat. „Peter Leidig. Schöpfungszyklus“, Traudisch/Schröter (Hrsg.) Wiehl 1995 (ohne weitere Angaben), 60 S.
² http://www.wochenzeitung.paulinus.de/archiv/9807/bistuma4.htm, Stand 25.01.2007
 



Letzte Änderung: 27. August 2010