Schloss Homburg - Getreide- und Sägemühle

Logo Schloss HomburgGetreide- und Sägemühle

Blick auf die Getreide- und Saegemühle1971 erwarb der Oberbergische Kreis eine zum Abriss bestimmte Mühle aus der Gemeinde Nümbrecht bei Gaderoth. Nach jahrelangem Instandsetzen wurde die Mühle gemeinsam mit einer translozierten Bäckerei aus Wiehl am Fuße des Museums Schloss Homburg wieder errichtet. Seit Ende der 1980er Jahre gehört diese kombinierte Getreide- und Sägemühle mit der Bäckerei zu einer musealen Einheit.

Die mit Wasserkraft betriebene Getreidemühle ist ein beachtenswertes technisches Kulturdenkmal. Hier wird deutlich, dass durch eine einzige Energiequelle, nämlich das Wasserrad, verschiedene Maschinen gleichzeitig in Bewegung gesetzt werden können. Weiterhin treibt die mit dem Wasserrad verbundene Welle ein Sägewerk an. Ein ausgeklügeltes, aufeinander abgestimmtes System von Transmissionen mit Antriebsscheiben und Riemen macht diese beeindruckende Technik möglich.

Führungen durch die Mühle können nach Anmeldung unter Telefon 02293 / 9101-17 oder per E-Mail unter muspaed@obk.de gebucht werden.

"In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad"

Mühle in Rospe, Gummersbach, um 1930. Heimatbildarchiv des Oberbergischen Kreises Zwischen Wupper und Sieg gab es hunderte von Wassermühlen. Eine davon ist die 1884 erbaute Gaderother Getreide- und Sägemühle. Der Oberbergische Kreis erwarb 1971 die vom Abriss bedrohte Mühlenanlage, ließ sie sorgfältig abbauen und auf Schloss Homburg neu errichten. Seitdem gehört sie als technisches Denkmal zum Museumskomplex.

Getreidemühlen waren früher meist Eigentum der gräflichen Landesherren und unterstanden dem so genannten Mühlenbann. Ein festgelegter Bezirk umgab die Mühle. So wurde die Bevölkerung regelrecht gezwungen, das Getreide in der ihr zugewiesenen Mühle mahlen zu lassen. Dabei wurde keine Rücksicht darauf genommen, ob für einen Mahlgast eine andere Mühle näher lag oder preisgünstigere Bedingungen bot. Während der französischen Besatzungszeit wurde durch den "Code Napoleon" ab 1810 der Mühlenbann aufgehoben. Fünf Jahre später führte die preußische Regierung die Gewerbefreiheit ein, und zahlreiche neue Mühlen wurden errichtet. Sägemühle in Drinsahl, Nümbrecht, um 1930. Heimatbildarchiv des Oberbergischen Kreises Der Einbau von Wasserturbinen und Walzenstühlen verbesserte die Mühlentechnik grundlegend. Großmühlen entstanden, welche die früheren kleineren Mühlenanlagen ablösten.

1957 wurde in Deutschland ein erstes Gesetz erlassen, welches für die Stilllegung von Mühlen Prämien gewährte und das Mühlensterben begann. Der letzte oberbergische Müller betrieb seine Mühle bei Waldbröl bis 1997, um Futterschrot herzustellen.
 

"Die Müller, die sein wacker, die Mühle ist ihr Acker"

Mühle Herhaus, Bielstein, um 1930. Heimatbildarchiv des Oberbergischen KreisesMühlen waren bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur selten im Eigenbesitz des Müllers. Die Grundherren besaßen die Wasserrechte und vergaben die Mühlen in Pacht. Einerseits war somit die wirtschaftliche Grundlage der Mühlen gesichert, andererseits konnten die Grundherren jederzeit Abgaben fordern. Dem Müller oblag die Pflicht des sorgfältigen Mahlens. Er bediente die Kunden nach der Reihenfolge ihres Eintreffens und behielt einen Teil des Mahlguts, die so genannte Molter, als Lohn ein.

Die Arbeit des Müllers war körperlich sehr anstrengend und umfasste auch die Instandsetzung der gesamten Mühlentechnik. Besonders mühevoll war das regelmäßige Schleifen der Mühlensteine mit Hämmern. Häufige Nachtarbeit, das Tragen schwerer Lasten in verstaubter Luft sowie Unfallgefahren gehörten zum Arbeitsalltag, der dem stereotypen Bild vom romantischen Müllerleben widerspricht. Der Lehrling lebte während der dreijährigen Ausbildung bei seinem Meister, welcher ihm freie Kost und Logis bot. Nach der Lehre ging er auf die "Waltz", worauf das Volkslied "Das Wandern ist des Müllers Lust" anspielt. Wandernde Müllergesellen gab es noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Ein Müller in der heutigen Zeit arbeitet an modernen computergesteuerten Anlagen. Ortsbezeichnungen wie Mühlenau oder Mühlhausen und die Häufigkeit des Familiennamens "Müller" erinnern an das einst weit verbreitete Müllerhandwerk.

"Wer nah am Wasser baut, steckt mit dem Teufel im Bund"

Holsteinsmühle mit Schloss Homburg im Hintergrund, Nümbrecht, um 1930. Heimatbildarchiv des Oberbergischen Kreises Zahlreiche Märchen, Lieder, Sprichwörter und Mythen ranken sich um das Müllerhandwerk. Die abgeschiedene Lage der Mühlen und die damit verbundene Sonderstellung, außerhalb menschlicher Gemeinschaften zu leben, boten der Fantasie viel Raum. Mit Vorliebe wurden Mühlen zum Aufenthaltsort böser Geister und zum Schauplatz von Raub- und Mordtagen erklärt. Andererseits symbolisierten der Bach, das Wasserrad und die sich drehenden Mühlsteine Lebensfreude, Dynamik sowie Liebesglück.

Im Mittelalter war das Müllerhandwerk häufig wenig geachtet. Das mitgebrachte Korn verschwand in nicht einsehbaren Maschinen und verlor durch das Mahlen an Gewicht. Dies führte dazu, die Müller des Getreidediebstahls zu verdächtigen. Auch beschuldigte man sie, Mehlkästen mit doppeltem Boden auszustatten und das Mehl mit Sand zu strecken. Familie Gran vor ihrer Mühle in Bruchhausen, Waldbröl, um 1927. PrivatbesitzIn späteren Jahrhunderten galt der Beruf des Müllers als äußerst angesehen, da er doch wesentlich zur Volksernährung beitrug.

Aus diesen Bildern entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine ausgeprägte Mühlenromantik, welche auch die Parodie nicht ausschloss. So ließ Wilhelm Busch 1865 im siebten Streich von "Max und Moritz" die beiden Lausbuben vom Müller zu Korn zermahlen.  Und noch 1980 führt Otfried Preußler in seinem zeitlos spannenden Jugendbuch "Krabat" den Müller als geheimnisvollen Zaubermeister vor.

 

Der Steinmahlgang

Getriebe mit Mahlgang, Mühle Kirch, Kotthausen, um 1930. Heimatbildarchiv des Oberbergischen Kreises Er besteht aus einem feststehenden Bodenstein und dem sich darüber drehenden Läuferstein. Über ein Rüttelwerk gelangt das Mahlgut zwischen die Steine, wo es zerschnitten und zerrieben wird und durch die Fliehkraft nach außen gelangt. In der umlaufenden Bütte aus Holz wird es aufgefangen und durch das Mehlloch zum Absacken oder zur weiteren Verarbeitung geführt. Der Läuferstein erhält seine Drehbewegung durch die Mühlenspindel, die durch ein Loch im Bodenstein geführt ist. Die Spindel ist in der Höhe verstellbar, um stets den richtigen Abstand wischen den Steinen einstellen zu können.

Ein solcher Mühlenstein konnte bis zu 1000 kg wiegen. Das bevorzugte Material war Eifeler Basalt oder Süßwasserquarz aus Frankreich. Die Mahlflächen mussten so beschaffen sein, dass das Mahlgut zerschnitten und gleichzeitig nach außen befördert werden konnte. Hierzu wurden in den Stein bogenförmige Rillen gehauen, wofür es besondere Werkzeuge gab.

Der Mahlgang wurde nach der Installation eines modernen Walzenstuhls noch zur Herstellung von Back- und Futterschrot verwendet. 

Der Walzenstuhl

Im Walzenstuhl wird das Mahlgut zwischen geriffelten und angerauten Walzen zerschnitten. Ein Walzenpaar dreht sich gegenläufig und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Das Korn wird dabei aufgebrochen und auseinandergerissen. In mehreren Arbeitsgängen wird der Mehlkern schonend von den Schalenteilen gelöst. Mittels verschiedener Einstellmöglichkeiten kann der Müller den Abstand und die Stellung der Walzen zueinander regulieren. Die Einstellung erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängten die Walzenstühle den bis dahin üblichen Steinmahlgang. Walzenstühle erzeugen vor allem eine höhere Mahlleistung unter geringem Energiebedarf sowie eine bessere Mehlqualität. Für den Müller bedeutete der Wegfall des aufwändigen Nachschärfens der schweren Mühlsteine eine zusätzliche Arbeitserleichterung. Dieser Walzenstuhl wurde von der Mühlenbau-Anstalt A. Wetzig aus Wittenberg um 1900 produziert.

Antrieb und Kraftübertragung

Die potenzielle Energie des Wassers wird vom gestauten Mühlenteich über eine hölzerne Rinne auf ein oberschlächtiges Wasserrad geleitet. Dieses ist mit Zellen ausgestattet, in welchen sich das Wasser sammelt und durch entstehendes Gewicht das Mühlrad in Rotation versetzt. Der Wasserantrieb in dieser Mühle wurde 1928 durch eine Turbine ersetzt.

Über die Antriebsachse, auch Wellbaum genannt, wird die Kraft zunächst auf eine Riemenscheibe übertragen. Ein langer Lederriemen treibt eine dahinterliegende zweite Welle an. Die Kombination aus Riemenscheibe und Lederriemen nennt man "Transmission". Ein "Holz-in-Eisen-Kegelradgetriebe" überträgt schließlich die Kraft auf Mühlenspindel und Mahlstein. Die beiden unterschiedlichen Materialien sorgen hierbei für minimalen Verschleiß. Über weitere Transmissionen können Walzenstuhl, Elevator und das Sägewerk angetrieben werden.

Das Sägewerk

Neben der Müllerei wurde die Wasserkraft hier auch zum Antrieb eines Sägewerks genutzt. Kombinierte Getreide- und Sägemühlen waren im 19. Jahrhundert durchaus üblich, da sie ein wirtschaftliches Nebeneinkommen garantierten.

Aus den angelieferten Baumstämmen wurden Bretter, Balken und Bohlen gesägt. Über eine Transmission wird zunächst ein Schwungrad angetrieben, welches über eine Pleuelstange das Sägeblatt hin und her bewegt. Das massige Schwungrad sorgt dabei für einen gleichmäßigen Lauf. Synchron dazu wird der Schneidetisch in Richtung der Säge vorwärtsbewegt. Die Schnittgeschwindigkeit kann über eine Exzenterscheibe eingestellt werden. Diese Säge wird sowohl für horizontale als auch für vertikale Schnitte genutzt. Die Vorschubeinrichtung wirkt bei vertikalen Schnitten auf zwei Spindeln neben dem Sägeblatt und senkt dieses während des Sägevorgangs langsam ab.

 



Letzte Änderung: 02. September 2009