Ehrenamts-Adventskalender: 02. Dezember 2019
Eine Vater-Sohn-Erfahrung der ganz anderen Art
Andre Halstenbach, Zahnärztliche Versorgung im Entwicklungsland Madagaskar
Ursprünglich war es sein Sohn Tim, der die Organisation „Planet Action" in Madagaskar unterstützen wollte. Doch dann fiel ein freiwilliger Zahnarzt im Team aus, und Andre Halstenbach flog mit.
Und erlebte interessante zweieinhalb Wochen in dem afrikanischen Land im August diesen Jahres: eine Vater-Sohn-Erfahrung der ganz anderen Art. Bei der sie hauptsächlich Arbeiter einer Sisal-Farm behandelten, die sonst keine Gelegenheit haben, zum Zahnarzt zu gehen. „Keine Zeit, kein Geld", sagt der 55-jährige aus Reichshof nüchtern.
Und so hatte er eine ganze Menge zu tun. Angefangen mit den Vorbereitungen des Raums, um überhaupt mit den Behandlungen beginnen zu können: Stromleitungen legen, Sterilisieren mithilfe eines Gaskochers, Eimer mit Wasser bereitstellen. „Da kommt man schnell an Grenzen, wenn das gewohnte Instrumentarium fehlt", bringt Andre Halstenbach auf den Punkt.
So ging es hauptsächlich um reine Notversorgung. Das Hauptanliegen der Patienten: schmerzhafte faule Zähne. Und weil Kommunikation über Sprache nicht möglich war, musste es mit Händen und Füßen gehen, wie der Oberberger beschreibt: „Die meisten haben den Mund aufgemacht und auf die entsprechenden Stellen gezeigt. Ich habe dann Zähne gezogen."
Ohne prothetische Sanierung im Anschluss. Weil natürlich auch dafür Zeit und Geld fehlen. Und ohnehin die meisten in Madagaskar ohne Zähne durchs Leben gehen. Das liegt nur zum einen an der mangelnden Aufklärung in Sachen Mundhygiene. Viel gravierender ist die existenzielle Not der Menschen. Wer gegen das Verhungern kämpft, hat andere Probleme und vor allem kein Geld für Zahnbürste und Zahnpasta. „Es ist schon sehr deprimierend, das zu sehen", sagt der Mediziner. „Die kommen da nicht raus." Trotzdem haben sie in einer Schule versucht, für Zahnpflege zu sensibilisieren. Auch wenn die Erfolgschancen wohl eher schlecht stehen.
Sinnvoll findet Dr. Halstenbach seinen Einsatz dennoch. „Nüchtern betrachtet war es nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich konnte Menschen helfen. Und
wenn es einem so gut geht wie uns hier, kann man sich auch mal für andere engagieren."
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Letzte Änderung: 01. Dezember 2019