Ehrenamts-Adventskalender: 06. Dezember 2019

Ich komme als Bischof Nikolaus

Joachim Guhra, Ehrenamtlicher Nikolaus, Wipperfürth

Foto Joachim GuhraEnde November beginnt für ihn die heiße Phase. Dann macht sich Joachim Guhra startklar für seine Auftritte. Ca. zwei Wochen lang ist der Wipperfürther in etlichen Einrichtungen seiner Stadt und im näheren Umkreis unterwegs: Fast alle Kitas und Schulen, Behinderteneinrichtungen, Organisationen wie die Freiwillige Feuerwehr und sogar Betriebsfeiern buchen den oberbergischen Nikolaus.

Der natürlich am 6.12. am meisten gefragt ist. Da geht es um 7.30 Uhr los und endet nicht selten gegen 22 Uhr am Abend. Ein Pensum, für das Joachim Guhra im letzten Jahr zum ersten Mal einen Fahrer angeheuert hat. „Sonst hätte ich es zeitlich nicht geschafft!", lacht er, um sofort zu betonen: „Aber bei allem Aufwand macht es vor allem viel Spaß!"

Weil man sich über seinen Besuch freut. Weil die Begegnungen so bewegend sind, die Settings so abwechslungsreich. Von vorgetragenen Gedichten und Geschichtenvorlesen bis hin zu intensiven Gesprächen und überraschenden Darbietungen ist alles dabei. Denn wenn er kommt, sind alle gut vorbereitet. „Erinnerungen an den Nikolaus gehören zu den bleibendsten aus der Kindheit", weiß Guhra. „Deswegen sehe ich es als eine Art semipädagogische Aufgabe, diese angenehm zu gestalten."

Das heißt vor allem, als positive Figur aufzutreten. Ohne Rute, ohne Strafen. Wenn Tadel, dann in ein Lob eingeflochten. Und sollte es bei auswendig gelernten Gedichten tatsächlich zu Texthängern kommen, souffliert der oberbergische Nikolaus, anstatt böse zu gucken.

Denn das entspricht dem Bild, das Guhra transportieren will. „Ich komme als Bischof Nikolaus", sagt er und erläutert seine Sicht auf den Heiligen, der für ihn vor allem ein völkerverständigender Heiliger ist. Sowohl in der christlichen als auch in der muslimischen Kultur wird er verehrt. Ein Mann, der für Unterstützung, Teilen und Zusammenhalt steht. Über den Joachim Guhra viel gelesen hat. Und weil ihm das so wichtig ist, belässt er es nicht dabei, sich Gedichte und Lieder anzuhören. Ihm geht es ums Gespräch mit den Menschen – vor allem mit den Kindern.

Dabei sind es nicht selten Details seines Kostüms, die Redeanlässe bieten. Liebevoll ist es zusammengestellt. Und zu fast jedem Teil könnte man eine Geschichte erzählen: Vom ausrangierten handbestickten Messgewand von ungefähr 1900, das Guhra trägt. Das immer wieder vom Paramentensticker geflickt werden muss. Von den Augenbrauen, eigens von einer Maskenbilderin angefertigt. Dem Bischofsstab, von einem Klempner aus Kupferrohr gedreht. Und vom Zwicker mit Fensterglas, angefertigt von Optiker Kleinhans, der jedes Jahr neu gerichtet wird, damit er gut sitzt.

Ein Aufwand, den Joachim Guhra gerne auf sich nimmt. Für die Freude, die ihm aus so vielen Gesichtern entgegen strahlt. Und für die Spenden, die er sammelt – jedes Jahr für ein anderes Projekt. Stolze 50.000 Euro sind so in den letzten 30 Jahren zusammen gekommen. „Und das ist es doch wert!", strahlt er.

© Jan Engel - Fotolia



Letzte Änderung: 05. Dezember 2019