Ehrenamts-Adventskalender: 13.Dezember 2020
„Das war nicht das Gleiche“
Ingeborg Röhlig, Radevormwald
Schon während ihrer Berufstätigkeit kannte sie ehrenamtliche Hospizarbeit. Als sie vor zehn Jahren pensioniert wurde, fand sie endlich die Zeit, sich in diesem Bereich zu engagieren. Sie absolvierte erst eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin und dann eine Ausbildung als Trauerbegleiterin von Kindern. Seitdem steht sie Menschen zur Seite, die sich für ihren letzten Weg Unterstützung wünschen.
Eine Aufgabe, die herausfordert. Aber auch eine Aufgabe, bei der Ingeborg Röhlig viel bekommt. „Ich bin sehr dankbar für viele besondere Momente“, sagt sie. „Ich begegne wildfremden Menschen, mit denen ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre.“ Vor allem nicht in einen so engen Kontakt wie beispielsweise bei der Begleitung eines älteren Komapatienten. Über Monate ist Ingeborg Röhlig in den Haushalt gekommen, hat am Bett des Mannes gesessen, um der Ehefrau ein paar Stunden Entlastung zu ermöglichen. Und blieb oft noch auf einen Kaffee, zum Reden.
Auch im Frühjahr hat sie eine alte Frau in einem Seniorenheim begleitet. Bis zum Lockdown. Denn mit den Hygieneschutzverordnungen waren von einem auf den anderen Tag alle Besuche in der Einrichtung verboten. Also versuchte Ingeborg Röhlig es über Telefon. „Aber das war nicht das Gleiche“, erinnert sie sich. Weil es oft gar nicht ums Reden geht. Wichtiger ist das Dasein, eine Hand zu halten, über den Arm zu streicheln. Zuwendungen, die der alten Frau fehlten – genauso wie die Besuche des Sohnes. Inzwischen ist sie verstorben. Ohne, dass Ingeborg Röhlig sich verabschieden konnte. „Das hängt mir noch nach“, sagt sie.
Gut, dass beim Lockdown light ab November nicht wieder alle Besuche in Seniorenheimen verboten wurden. So kann die Hospizmitarbeiterin ihr aktuelles Engagement fortführen – wenn auch mit strengen Hygieneauflagen. Fiebermessen und Eintragen in eine Liste beim Ankommen. Seit Ende November muss sie wöchentlich einen Schnelltest machen lassen. Außerdem trägt sie natürlich eine Maske, was allerdings den Kontakt mit der Sterbenden deutlich erschwert. „Man ist nicht so leicht zu erkennen“, beschreibt Ingeborg Röhlig. „Außerdem versteht mich die Dame schlechter durch den Stoff.“ Zum Glück darf sie durch die Maske singen.
„Die alte Dame scheint das zu mögen. Sie wirkt wacher und versucht zu erzählen“, nimmt Ingeborg Röhling wahr.
Schwierige Zeiten, in denen die ehemalige Lehrerin umso dankbarer ist für die Unterstützung ihres Trägers – des Ambulanten Ökumenischen Hospizes Radevormwald. Hier findet sie Unterstützung, Austausch und Fortbildungsmöglichkeiten, um herausfordernde Situationen gut zu meistern.
Weitere Informationen:
www.hospiz-rade.de
Ansprechpartner:
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Letzte Änderung: 12. Dezember 2020