Ehrenamts-Adventskalender: 17.Dezember 2020

„… wie emotional die Menschen reagiert haben“

Kerstin Schulte, Engelskirchen

Schulte-kerstinHandarbeit war für sie schon immer ein Thema – nicht allein, weil ihre Mutter bis vor anderthalb Jahren ein Handarbeitsgeschäft betrieb. Als die ersten Gesichtsmasken aufkamen, dachte sie natürlich daran, dass auch sie Masken nähen könnte. Gleichzeitig war sie – wie viele andere in diesem Frühjahr – noch zweigespalten über Sinn und Unsinn dieser Hygienemaßnahme.
Bis Kerstin Schulte auf Facebook das Gesuch einer Bekannten entdeckte. Für ihre Physiotherapie-Praxis suchte die Masken, da sie aus der allgemeinen Zuteilung rausfiel. Kerstin Schulte nahm Kontakt auf und machte sich ans Werk. Und erhielt sofort einen Folgeauftrag über eine Freundin der Bekannten.
Hellhörig geworden angesichts des großen Bedarfs, gründete sie selbst eine Facebook-Gruppe. Und gewann dabei sowohl neue Auftraggeber als auch engagierte Näherinnen, die sich ihr anschlossen. 30 Frauen und 2 Männer setzten sich an ihre Maschinen und produzierten über 3000 Masken. „Das waren acht Wochen Ausnahmezustand“, erinnert sich Kerstin Schulte, die an heißen Tagen selbst 60 Stück am Tag herstellte.
Das bedeutete: den ganzen Tag an der Nähmaschine sitzen. Warum das möglich war? Als pädagogische Mitarbeiterin einer Offenen Ganztagsschule ohne Notgruppe war sie im Lockdown viel zu Hause. „Die Zeit konnte ich für das Masken-Projekt einbringen“, sagt sie. „Da konnte ich wenigstens was tun.“ So hat das Nähen zum einen den Empfängern der Masken geholfen aber auch Kerstin Schulte selbst. Auch wenn die langen Zeiten an der Maschine körperlich sehr anstrengend waren.
Eine gute Abwechslung brachte da das Verteilen der Masken. Um die nötigen Hygienestandards einzuhalten, hatte jede der Näherinnen einen Wäschekorb vor der Tür stehen, in dem die fertigen Masken lagerten. Von dort aus brachte Kerstin Schulte sie zu Sammelstellen, wo sie weiterverteilt wurden. Die Abnehmer: soziale Einrichtungen, Praxen, Einzelpersonen. Die Finanzierung: über Spenden.
Doch das war – zumindest für Kerstin Schulte – nicht das Wichtigste. Da sie die Masken auch zu den Abnehmern brachte, kam sie während des Lockdowns mit vielen Menschen in Kontakt – natürlich mit dem gebotenen Abstand. „Am meisten hat
mich bewegt, wie emotional die Menschen reagiert haben“, war sie selbst überrascht. „Denen haben die Masken wirklich etwas bedeutet und vor allem ein Gefühl von Sicherheit gegeben.“

 

© Jan Engel - Fotolia



Letzte Änderung: 16. Dezember 2020