Ehrenamts-Adventskalender: 07.Dezember 2021

„Man darf lachen und fröhlich sein!“

Heidi Schillingmann, 57, Gummersbach

Foto: Privat

Als gelernte Krankenschwester war sie öfter schon mit dem Tod konfrontiert. Trotzdem konnte sie nie gut mit Abschieden umgehen. Als vor ein paar Jahren eine gute Freundin an Krebs erkrankte, blieb Heidi Schillingmann dennoch an ihrer Seite und begleitete sie bis in den Tod. Eine Erfahrung, sie sie tief beeindruckt hat und ihr den Antrieb gab, sich den Hospizdienst näher anzusehen.

Inzwischen hat sie in den letzten 2,5 Jahren vier Menschen auf ihrem letzten Weg betreut. Das nötige Rüstzeug für diese Aufgabe hat sie in einem so genannten Befähigungskurs gelernt. „Da habe vor allem viel über mich selbst erfahren“, erinnert sich die Gummersbacherin. „Zum Beispiel über meinen eigenen Umgang mit Endlichkeit und mit Nähe und Distanz.“ Außerdem standen Themen wie Phasen des Sterbens und medizinische Möglichkeiten von Palliativ Care auf dem Stundenplan. Und auch nach dem Kurs werden die Ehrenamtlichen unterstützt – durch Supervision und hauptamtliche Koordinatoren, die man jederzeit ansprechen kann.

Denn die Arbeit mit Sterbenden ist immer individuell. Einmal pro Woche kommt Heidi Schillingmann zu Besuch. Immer zur gleichen Zeit und immer für die vereinbarte Stunde. Die Regelmäßigkeit ist wichtig, gibt einen zuverlässigen Rahmen. Und sie hilft auch Heidi Schillingmann dabei, sich abzugrenzen, das Schicksal nicht zu nah an sich ran zu lassen.

Was sie während der Besuche tut? „Kommt drauf an, was der oder die andere braucht“, lacht sie. „Das Sagen hat immer die Person, die begleitet wird.“ Und so ist fast alles dabei, was man sich zwischen zwei Menschen vorstellen kann. Reden und Fragen, einfach Dasein, Streicheln. Heidi Schillingmann ist wichtig, dass sie dem oder der Sterbenden gut tut. Damit das gelingt, muss sie genau hinhören, hinsehen. Was ist das für ein Mensch? Was mag er? Welche Gerüche, welche Geschmäcker machen glücklich oder wecken schöne Erinnerungen? Wenn sie das weiß, kann Heidi Schlillingmann Dinge mitbringen, die Freude bereiten – das Lieblingseis, Blumen, eine Kerze mit Vanilleduft und manchmal auch die Karnevalsmusik zum Mitsingen und Schunkeln. „Man darf lachen und fröhlich sein“, weiß die 57-Jährige, „auch, wenn viele sich das gar nicht vorstellen können.“ Denn: So lange Leben da ist, ist Leben da.

Mehr Informationen: www.hospiz-gm.de

 

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Letzte Änderung: 06. Dezember 2021