Ehrenamts-Adventskalender: 10.Dezember 2021
„Wenn ich nochmal auf die Welt komme, werde ich Verteidiger im Strafrecht!“
Dieter Rehfeldt, 60, Wiehl
Es ist ein Ehrenamt, das man nur wegen schwerwiegender Gründe ablehnen darf: Schöffe am Landgericht. Ein Ehrenamt, für das man verbindlich Termine einhalten muss, die auch mal kurzfristig verschoben werden können. Bei dem man folgenreiche Entscheidungen für das Leben anderer Menschen fällt. Doch wenn Dieter Rehfeldt davon erzählt, klingt es nach einer der besten Aufgaben, die er je angenommen hat.
„Das ist so spannend!“, strahlt der Wiehler, der hauptberuflich als Mediaberater arbeitet. „Man bekommt Einblick in ganz andere Seiten des Lebens.“ Einblicke in Strafsachen, in denen er entscheiden muss – und zwar gleichwertig mit dem Urteil eines Richters oder einer Richterin. Und damit Dieter Rehfeldt diese Entscheidung fundiert treffen kann, ist er während des ganzen Prozesses dabei. An jedem Verhandlungstag trifft er sich eine halbe Stunde vor Prozessbeginn mit einem weiteren Schöffen und dem Richter bzw. der Richterin zur Vorbesprechung. Dann geht es in den Gerichtssaal, wo Rehfeldt neben dem Richter oder der Richterin sitzt und aufmerksam den Prozess verfolgen muss. „Wenn man mal abwesend guckt oder gar am Handy daddeln würde, gäbe es sofort einen Kommentar“, erzählt er.
Eine juristische Ausbildung hat er nicht. Auch vom Gericht gibt es keine entsprechenden Schulungen. Schöffen sollen ihre Sicht einbringen, die Situation mit gesundem Menschenverstand beurteilen. Und so gibt es nur zwei Voraussetzungen für dieses Ehrenamt: eine solide Kenntnis der deutschen Sprache und ein Eid, den man beim ersten Einsatz leistet.
Mit welchen Fällen er sich beschäftigt? Das hängt von der Strafkammer ab, in der er eingesetzt ist. Und das wechselt jedes Jahr. In seiner ersten Zeit hatte es Dieter Rehfeldt hauptsächlich mit Bandenkriminalität zu tun. Im zweiten Jahr ging es um Schwarzarbeit im Baugewerbe. Zurzeit beschäftigt er sich mit Drogendelikten. Was die nächste Strafkammer bringt, kann er noch nicht absehen. Gut möglich, dass er es mit belastenderen Kapitalverbrechen wie Vergewaltigung, Entführung oder Mord zu tun bekommt. „Davor habe ich Respekt“, sagt er. Seine Faszination aber kann das nicht brechen. Im Gegenteil – er ist froh über die Chance, sich in diesem Bereich zu engagieren. „Wenn ich nochmal auf die Welt komme, werde ich Verteidiger im Strafrecht!“, strahlt er.
Weitere Informationen unter: Amtsgericht Gummersbach: Schöffen (nrw.de)
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Letzte Änderung: 09. Dezember 2021