Anemone Buhl

Anemone Buhl
geb. 1951 Bergheim
lebt und arbeitet in Marienheide und Castell d"Aro, Spanien

 

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Quartett im Dreiklang

Anemone Buhl  "Quartett im Dreiklang"

Quartett im Dreiklang
1997
Alabaster
H. 36 cm/B. 16 cm/T. 20 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 3. Obergeschoss

 

Oktett im Fünfklang

Anemone Buhl "Okett  im Fünfklang" 

Oktett im Fünfklang
1996
Marmor
H. 49 cm/B. 11 cm/T. 15 cm
 

Ausstellungsort
Kreishaus, 2. Obergeschoss

 

Der Patriarch (ohne Abbildung)
1995
Granit
H. 55 cm/B. 15 cm/T. 17 cm
Ausstellungsort:
Kreishaus Gummersbach

Bildtext

Quartett im Dreiklang:
In die natürlich vorgegebene Alabaster-Steinform sind rundum vier Gesichter gemeißelt, deren Verbundenheit formal dadurch entsteht, dass sich jeweils zwei Gesichter drei Augen teilen. Von verschiedenen Seiten betrachtet, bildet die Skulptur so jeweils eine neue Dreier-Einheit. (Beschreibung angelehnt an eine Ausführung der Künstlerin)
Bei sonnigem Wetter ist der Stein teilweise durchsichtig!

Oktett im Fünfklang:
Die Plastik besteht aus einem marmornen Block, in dem Gesichter ineinander übergehen, verschmelzen, sich Augen teilen. Acht Gesichter sind in dem hochkantigen Quader so angeordnet und verbunden, dass aus jeder der vier Kantenansichten jeweils fünf Gesichter gleichzeitig zu sehen sind. Der Kontrast zwischen der zumeist geometrischen Grundform des Steins und den Gesichtern steigert den künstlerischen Ausdruck.

Der Patriarch:
Der Granitblock ist weitgehend in der ursprünglichen Form belassen; ein Hauptgesicht im oberen Bereich (lt. der Künstlerin der namengebende „Patriarch“) ist vollständig aus dem rauen Stein herausgemeißelt, während sich zwei weiter unten auf dem dort glatt polierten Stein angeordnete Gesichter wiederum ein Auge teilen.

Bildanalyse

„Nichts ist zufällig, nichts vergeht, alles bezieht sich aufeinander.“ (Bodo Gerono in einer Rede zum Werk Anemone Buhls)

Bei vielen Arbeiten der Künstlerin Anemone Buhl hat man es mit in Stein gemeißelten Gesichtern zu tun. Nach einer solchen Vorstellung stellt sich der Leser ohne Kenntnis der Arbeiten wohl Porträts vor. Dies ist aber nicht das Thema der Künstlerin, weisen die Werke doch keine individuellen Züge auf. Eher passen sich die Gesichter den Gegebenheiten des Steins, dem Material, der Maserung an. Anemone Buhl schafft Gesichter, denen kaum Eigenschaften zuzuordnen sind: jung -  alt, arm -  reich, schön -  hässlich; nichts davon lässt sich sagen, nichts davon ist hier wichtig.

Beschäftigt man sich mit den Namen der Werke, kommt man den Absichten Anemone Buhls vielleicht schon näher: „Quartett im Dreiklang“, „Oktett im Fünfklang“ -  diese Titel weisen musikalische Bezüge auf. Wie ist das gemeint? Die Gesichter darf man laut der Künstlerin im übertragenen Sinne als „Musiker“ verstehen, die miteinander „Orchester spielen“, das heißt hier kommunizieren. Je nach Blickwinkel entstehen so drei, beziehungsweise fünf „Klänge“, die vom Blickwinkel des Betrachters abhängen.

Es geht also in erster Linie nicht um die Akteure selbst, sondern um das, was sie erzeugen. Die Arbeiten bilden ab, was im menschlichen Miteinander entsteht: die Atmosphäre, die Beziehungen, die Kommunikation. Die Gesichter stehen dabei stellvertretend für den ganzen Menschen (pars pro toto); wobei eher männliche oder weibliche Gesichter für das jeweilige Prinzip stehen.

Betrachtet man die Plastik „Der Patriarch“, so empfindet man zunächst ein Verhältnis von Dominanz und Unterordnung. Zwei Gesichter sind als „Untergebene“ wortwörtlich räumlich nach unten versetzt angeordnet und „glatt gerieben“. Doch die oben angeordnete, scheinbar kantig und unabhängig charakteri-sierte Persönlichkeit ist nur auf den ersten Blick „eigenständig“. Auch sie ist Teil des Ganzen.

Vielleicht könnte man es so ausdrücken: Anemone Buhl meißelt ihre Lebensanschauung in steinerne Gesichter, die Gefühle ausdrücken und/oder beim Betrachter auslösen. Die Wahrnehmung oder „Wahrheit“ ändert sich jeweils nach Perspektive des Betrachters. Das ist bei Anemone Buhl wörtlich zu verstehen: Der Betrachter wird durch die Plastiken zur Beweglichkeit motiviert, weil man das ganze Werk nur erfassen kann, wenn man es umschreitet. Und so verändert sich das Werk mit der eigenen Bewegung. Der Betrachter erlebt den Zusammenhang der Dinge wie die Künstlerin ihn sieht, den „Kreis-Lauf“ also am eigenen Leib. Und im besten Fall kommt so auch Bewegung ins (Über-)Denken und Urteilen. (…)

Für das „Zwischen-Menschliche“ hat sich Anemone Buhl schon immer interessiert. Bevor sie sich entschloss, hauptberuflich als Künstlerin zu arbeiten, war sie bis 1994 als Sozialarbeiterin tätig. Seitdem arbeitet die Künstlerin im Sommer am Stein, vor Lärm und Staub geschützt durch einen Arbeitsanzug, Atemschutzmaske und Ohrenschützer. Ihrer Auffassung gemäß gehört der Winter der Regeneration. In dieser Zeit widmet sie sich malerischen Ausdrucksformen. Frau Buhl war 2007 Kulturförderpreis-Trägerin des Oberbergischen Kreises.

 



Letzte Änderung: 01. Juni 2010