Anita Loewenstein

Anita Loewenstein
geb. 1944 in Würselen bei Aachen
lebt in Bergneustadt

 

Bitte beachten Sie,

dass alle Abbildungen der Kunstwerke im Internet aus urheberrechtlichen Gründen nicht heruntergeladen oder für andere Zwecke verwendet werden dürfen.

 

ohne Titel


Eine Abbildung liegt zurzeit nicht vor.

ohne Titel
1993
Acryl, Ölkreide, Quarzsand, Kordel/Leinwand
103 x 83 cm

Bildtext

Das hochrechteckige, gegenstandslose Bild ist in rötlichen Grautönen, Rot, Braun, Weiß und Schwarz gehalten. Durch eine senkrecht durchs Bild geschwungene Kordel wird das Bild plastisch und teilt Bildteile voneinander. Das Rot wurde auf einen Stofffetzen aufgetragen. Eine zusätzliche stoffliche Qualität wird durch ein Stück freigelassener weißer Leinwand im unteren Bereich erreicht. Das Bearbeiten von noch nasser Farbe mit einem spitzen Gegenstand hat schriftähnliche Kratzer hinterlassen.

 

ohne Titel

Anita Loewenstein "ohne Titel"

ohne Titel
1994
Acryl, Ölkreide, Quarzsand, Tusche/Papier
29,5 x 41 cm 

Ausstellungsort
Kreishaus, 4. Obergeschoss

Bildtext

Neben einem großen Farbfleck in einem besonders ausdrucksstarken Blau sind auf dem querformatigen, gegenstandslosen Bild ockerfarbene, weiße und dunkle Farbflächen vor dunklem Hintergrund gruppiert. Einige Partien sind erkennbar mehrfach übermalt und teilweise wieder freigekratzt, manche Bildabschnitte weisen eine körnige Struktur auf.

 

Landschaft V

Anita Loewenstein "Landschaft V"

Landschaft V
1994
Acryl, Ölkreide, Tusche, Papier/Papier
76 x 54 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 4. Obergeschoss

Bildtext

Bei genauer Betrachtung des gegenstandslosen Bildes im Längsformat erkennt man, dass der Bildträger um Silberfolie – vielleicht aus Zigarettenschachteln – und Papier oder Pappe ergänzt wurde. Die erdigen Farben sind schwer zu definieren; die Formen entziehen sich der Benennung vollständig. Der Farbauftrag innerhalb des Bildes ist vielfältig und mit verschiedenen Hilfsmitteln produziert. Durch Überklebungen und Übermalungen wellt sich das Papier an einigen Stellen. Im mittleren Bereich sind die Abstufungen zwischen den Farben teilweise übergangslos grob, während am unteren Bildrand und im oberen Bildbereich durch geringere Kontraste zwischen den Farben ein „wolkiger“ Eindruck erzielt wird.


Bildanalyse

Um gegenstandslose Bilder richtig würdigen zu können, hilft es vielleicht zu wissen, wie Künstler zu dieser Form des Ausdrucks gelangten:

Jahrhunderte lang waren Leinwand und Papier für Künstler Bildträger, auf denen sie zumeist möglichst naturnah verschiedene Aspekte der sie umgebenden Welt abbilden wollten. Im 20. Jahrhundert wurden Weltanschauungen (im doppelten Wortsinn) und damit auch Weltabbildungen fragwürdig. Die Kunst gab ihre „dienende Funktion“ der Repräsentation auf. Im Zuge dessen wurden ganz neue Bild-Welten erschaffen, die unabhängig von äußeren Vorgaben sein sollten.

Ohne Anschauungs-Material etwas Neues zu erfinden, ist gar nicht einfach. Dafür müssen neue Farbharmonien und Materialien gefunden und neue Techniken entwickelt werden. Eine Folge dieser Entwicklung war, dass die Leinwand als Bildträger nicht mehr nur als Mittel zum Zweck diente, sondern zum eigenständigen Werkstoff wurde, den man auf verschiedenste Art behandeln und auch beschädigen konnte. Wollte man über die Zweidimensionalität des Bildträgers hinausgehen, so versuchte man nun nicht mehr, Dreidimensionalität mittels perspektivischer Darstellung vorzutäuschen, sondern ergänzte die Leinwand um reale dreidimensionale Gegenstände – wie es auch bei Anita Loewenstein der Fall ist – oder zerschnitt sie. Damit wurden Gattungsbezeichnungen fragwürdig, denn man malte nicht mehr nur, sondern kratzte, ergänzte und schnitt wie ein Bildhauer.

Die Bilder von Anita Loewenstein haben sich von der gegenständlichen Welt „emanzipiert“; sie lassen sich nur mehr an ihrem malerischen Eigenwert messen. Sieht man sie im Original und gelingt die vorbehaltlose Betrachtung von Farbharmonien und Strukturen, wird man Schönheit sehen, die von der Künstlerin ohne konkretes Vorbild neu geschaffen wurde.

Und es gibt einiges auf den „Materialbildern“ zu entdecken: Anita Loewenstein erweitert die Bildfläche beispielsweise durch aufgebrachte Kordelstücke und andere Materialien wie Silberpapierchen oder Stofffetzen ins Dreidimensionale. Dabei ist zu beachten, dass die meisten der verwendeten Stoffe biographische Bezüge aufweisen. So findet man häufig Materialien, die der Künstlerin durch ihre Tätigkeit in der Baubranche geläufig sind, wie zum Beispiel Sand. Schnittmusterbögen verweisen auf ihre Mutter, eine gelernte Schneiderin.

Besonders bei den Bildern von 1994 verwendet Anita Loewenstein zahlreiche verschiedene Gestaltungsmittel: Einige Partien der Bilder sind durch den verwendeten Quarzsand körnig oder mehrfach übermalt und dann freigeschabt, gekratzt oder von vornherein freigelassen. In manchen „wolkigen“ Abschnitten ist die künstlerische Hand dagegen gar nicht erkennbar. Auf diese Weise gelingt der Künstlerin ein „dichter“, mehrschichtiger – allerdings niemals überladener Gesamteindruck.

Anita Loewenstein ist Vorsitzende des Kunstvereins Bergneustadt.

 



Letzte Änderung: 07. Juli 2010