21.03.2013: Zukunftswerkstatt „Technik trifft Pflege“ in der AGewiS

Die Betreuung alter Menschen bei drohendem Fachkräftemangel. Mit dieser Problematik hat sich die "Zukunftswerkstatt" in der Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren (AGewiS) des Oberbergischen Kreises befasst

Oberbergischer Kreis. Die Betreuung alter Menschen bei drohendem Fachkräftemangel. Mit dieser Problematik hat sich die "Zukunftswerkstatt" in der Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren (AGewiS) des Oberbergischen Kreises befasst. Das Hauptthema - mit Vorträgen und anschließender Diskussionsrunde - war dabei: „Technik trifft Pflege“. Die AGewiS arbeitet dabei eng mit der Gesundheitsregion KölnBonn e.V. und dem gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V. zusammen. Besucher dieser ersten von drei Zukunftswerkstätten waren Vertreter von Krankenkassen, von Wohlfahrtsverbänden, Altenpfleger/innen, Sanitätshäuser, Pflegeberater und Senioren.

Organisatoren der ersten Zukunftswerkstatt in der AGewiS:(v.l.n.r.)Rolf Joska, Rainer Ochel, Ursula Kriesten, Prof. Dr. Wolfgang Goetzke, Cornelius Ludmann (Foto: OBK)
Organisatoren der ersten Zukunftswerkstatt in der AGewiS:(v.l.n.r.)Rolf Joska, Rainer Ochel, Ursula Kriesten, Prof. Dr. Wolfgang Goetzke, Cornelius Ludmann (Foto: OBK)

Moderne Technik unterstützt Pflege

Rainer Ochel, Leiter des Amtes für Weiterbildung und Studium des Oberbergischen Kreises gab bei der Begrüßung einen Ausblick darauf, wie Technik in der Pflege und im eigenen Haus zur Unterstützung eingesetzt werden kann.

Prof. Dr. Wolfgang Goetzke ging auf die Qualifizierung in der Pflege ein. Er ist Direktor des gewi-Institutes und Geschäftsführender Vorstand der Gesundheitsregion KölnBonn. Der Gesundheitsexperte informierte über technische Systeme als Chance in der Bewältigung des Fachkräftemangels. Prof. Dr. Goetzke regte zudem an, dass mehr Austausch zwischen Fachleuten im Gesundheitswesen (Health Professionals), Herstellern und Zulieferern und den Nutzern selbst erfolgen müsse, um besser und schneller auf Problemstellungen zu reagieren. Hierzu müssten auch etablierte Grenzen zwischen Fachsystemen und Zuständigkeiten in Frage gestellt und gegebenenfalls neu definiert werden.

Den ersten Impulsvortrag hielt Cornelius Ludmann, Diplom-Informatiker am Fraunhofer Institut iSST Dortmund. Cornelius Ludmann gab einen Einblick in die Entwicklung und Forschung von technischen Assistenzsystemen in der Pflege und stellte einige Prototypen vor. So zum Beispiel das Exoskellet, ein künstliches äußeres Skelett, das Menschen beim Heben von Lasten unterstützt und auch Querschnittsgelähmten geeignete Hilfe bietet. Diese Technik wurde zunächst für das Militär entwickelt und könnte in Zukunft in der Pflege eingesetzt werden.

Rolf Joska, Diplom-Physiker und Ingenieur, stellte in seinem Vortrag weitere Produkte vor, die bereits auf dem Markt erhältlich sind. Ralf Joska ist als Produktmanager für Gebäudeassistenzen bei der Firma GIRA tätig. Er erklärte Assistenzsysteme, die es Senioren ermöglichen, länger in ihrem Zuhause zurechtzukommen. So zum Beispiel die Steckdose mit integrierter LED-Lichtleiste. Sie gewährleistet bei Nacht eine sichere Beleuchtung für den Gang ins Bad. Außerdem stellte Rolf Joska einen Sicherheitsschalter vor, der beim Verlassen des Hauses die Stromzufuhr für alle Geräte unterbricht.

Kosten und Nutzen

Ursula Kriesten, Leiterin der AgewiS, moderierte die anschließende Diskussion. Dabei ging es um Kritik und Ideen bei der Technisierung der Pflege. Hier brachten die Teilnehmer ihre Erfahrungen, Bedenken und Wünsche ein. Die zwei meistgenannten Kritikpunkte waren die Angst vor dem "gläsernen Menschen", der überwacht wird, die Kontrolle abgibt und sich bevormundet oder in seiner Kommunikation eingeschränkt fühlt. Großes Interesse bestand auch an Fragen der Kostenübernahme bei Anschaffung und Reparatur der Technik. Die Teilnehmenden äußerten ihre Bedenken, dass mit Zunahme der Technik, die persönlichen Kontakte ersetzt würden und eine Vereinsamung stattfindet.

Bei den Ideen stand der Wunsch, dass Technik die Mobilität erhöht im Vordergrund. Außerdem wurde Technik gewünscht die unterstützt, aber nicht als Technik wahrgenommen wird. Auch die Benutzerfreundlichkeit und Gebrauchstauglichkeit wurden mehrfach genannt.

Wegen des großen Informationsbedarfs wird es zwei weitere Zukunftswerkstätten „Technik trifft Pflege“ geben, der dritte Termin ist schwerpunktmäßig für Auszubildende der Altenpflege.



Letzte Änderung: 21. März 2013