26.04.2018: Drogen-Experte des Landeskriminalamtes informierte über aktuelle Entwicklungen

Auf Einladung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Sucht und der Polizei referierte Dr. Hellmut Mahler über "Cannabis und andere Drogen"

Oberbergischer Kreis. Rund 400 Teilnehmende aus psychosozialen Hilfeeinrichtungen im Oberbergischen Kreis  haben sich über aktuelle Entwicklungen von Drogenkonsum und der Verbreitung von Drogen informiert. Die Info-Veranstaltung hat im Forum der Freien Christlichen Bekenntnisschule Gummersbach/Karlskamp standgefunden. Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Sucht (PSAG Sucht) und die Kreispolizeibehörde hatten mit Dr. Hellmut Mahler einen hochkarätigen Toxikologen und Kriminalwissenschaftler des Landeskriminalamtes NRW als Referenten zu Gast. Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach bedankte sich vorab bei den Organisatoren und Teilnehmenden für ihr Engagement im Kampf gegen den Drogenmissbrauch.

Große Resonanz erhielt das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises mit der Kreispolizeibehörde auf den gemeinsamen Infotermin zur Drogenprävention. Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach (M.) bedankte sich bei Dr. Hellmut Mahler vor großem Publikum. (Foto: OBK)
Große Resonanz erhielt das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises mit der Kreispolizeibehörde auf den gemeinsamen Infotermin zur Drogenprävention. Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach (M.) bedankte sich bei Dr. Hellmut Mahler vor großem Publikum. (Foto: OBK)

Gute Zusammenarbeit bei Drogenbekämpfung und Suchtvorbeugung

"Vernetzung ist eine Stärke, die unseren Kreis ausmacht", sagte der Kreisdezernent mit Blick auf die, mit 400 Teilnehmenden, große Besucherzahl und bedankte sich einmal mehr für die engagierte Präventionsarbeit der vielen in der Suchthilfe Tätigen. Auch der Oberbergische Kreis sei gefordert auf aktuelle Trends zu reagieren. Das neue weitreichende Gesetz zum Verbot Psychoaktiver Stoffe stelle den Kreis vor weitere Herausforderungen. Ralf Schmallenbach betonte einmal mehr die gute Zusammenarbeit beispielsweise mit Polizei, Suchtmedizinern, Psychologischen Beratungsstellen oder Arbeitsgemeinschaften im Kampf gegen Drogenkonsum. Er bedankte sich insbesondere bei den Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes, stellvertretend bei Karin Keller und Christina Köster, Sprecherinnen der PSAG Sucht (von der Fachstelle für Suchtvorbeugung) und bei Harald Gaadt, von der Kreispolizeibehörde für die Organisation der Info-Veranstaltung. 

Dr. Hellmut Mahler erklärte die Gefahr die von den sogenannten "neuen psychoaktiven Stoffen" ausgehen. (Foto: OBK)
Dr. Hellmut Mahler erklärte die Gefahr die von den sogenannten "neuen psychoaktiven Stoffen" ausgehen. (Foto: OBK)

Immer mehr Drogen werden im Netz bestellt

Der Referent, Dr. Hellmut Mahler, bezog sich in seinem Vortrag über "Cannabis und andere Drogen" auf eine bereits erfolgten Info-Veranstaltung vor fünf Jahren im Oberbergischen Kreis, der an seiner  Aktualität nichts verloren habe: Alkohol sei weiterhin die wichtigste Droge weltweit, da immer noch am Leichtesten verfügbar. Den weltweiten Anstieg des Drogenkonsums erläuterte Dr. Mahler als ein Phänomen des Internet-Markts. Demnach würden sich immer mehr Drogengeschäfte im Darknet abgespielt - also dem Teil des Internets, das weitgehend Anonymität ermöglicht und oft in Verbindung mit dem Handel illegaler Waren gebracht wird. Vermehrt werden Drogen an Postfächer oder private Haushalte zugestellt, sagt Dr. Hellmut Mahler. Die Fahnder seien gefordert, solche Lieferungen abzufangen, um die Handelskette zurück zu verfolgen. 

Auf einem Infotisch wurden die neuen Drogentrends präsentiert. (Foto: OBK)
Auf einem Infotisch wurden die neuen Drogentrends präsentiert. (Foto: OBK)

"Designerdrogen" werden immer gefährlicher 

Als eine große Herausforderung der Drogen- und Suchtpolitik bezeichnet der promovierte Chemiker das Auftreten neuer psychoaktiver, synthetischer Stoffe, die auch als „Designerdrogen“ bezeichnet werden. Die harmlos wirkenden Produkte enthalten meist Betäubungsmittel oder chemische Wirkstoffe in unterschiedlicher Konzentration, die auf den bunten Verpackungen nicht ausgewiesen werden. Konsumenten rauchen, schlucken oder schniefen die Produkte zu Rauschzwecken. Dem Landeskriminalamt sind Fälle bekannt, in denen es nach dem Konsum dieser Produkte zu teilweise schweren, mitunter lebensgefährlichen Vergiftungen kam. Die meist jugendlichen Konsumenten mussten mit Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen, Wahnvorstellungen, Muskelzerfall bis hin zu drohendem Organversagen in Krankenhäusern notfallmedizinisch behandelt werden.

Harmlos wirkende Verpackung mit oft tödlichem Inhalt: Beispiele von handelsüblichen Designer-Drogen. (Foto: OBK)
Harmlos wirkende Verpackung mit oft tödlichem Inhalt: Beispiele von handelsüblichen Designer-Drogen. (Foto: OBK)

Der Begriff und die Aufmachung der "Legal-Highs" soll gezielt verharmlosen

"Bei häufigem und starkem Konsum steigt außerdem das Risiko für Krankheiten bei denen Organe geschädigt werden, wie z.B. Krebs und Leberzirrhose", sagt Dr. Hellmut Mahler. Der Toxikologe warnt vor diesen "Legal-Highs" - so der Sammelbegriff für neue psychoaktiv wirksame Produkte, die von der Drogen-Gesetzgebung meist noch nicht erfasst sind. Der Name "Legal- Highs" suggeriere den Konsumenten, dass es sich um legale Rauschmittel handelt.  "Sie werden als zweckentfremdete Produkte angeboten, z.B. als 'Badesalze', 'Düngerpillen' oder 'Kräutermischungen'. Die Produkte erscheinen harmlos, enthalten jedoch psychoaktive oder ähnlich wirkende chemische Wirkstoffe, die auf den Verpackungen nicht ausgewiesen werden", warnt der Drogenexperte. Durch Aufmachung und Vermarktung werde fälschlicherweise der Eindruck erweckt, es handele sich um professionelle Produkte, die kontrollierte Inhaltsstoffe enthalten, sagt Dr. Hellmut Mahler.

Heutiger Cannabiskonsum nicht mehr mit früheren Zeiten vergleichbar

Die Wissenschaft hat inzwischen neurochemische Beziehungen zwischen Cannabiskonsum und einer späteren Heroinabhängigkeit festgestellt. Dr. Mahler machte aber auch deutlich, dass sich der Konsum von Cannabisprodukten im Vergleich zu früher, extrem verändert hat. Neben Züchtungen von Cannabispflanzen, die erheblich mehr THC enthalten, werden die Wirkstoffe oftmals extrahiert, um noch höhere Konzentrationen und einen schnelleren Kick zu erzielen, dessen Geschwindigkeit und Ausmaß nicht mit dem von früher vergleichbar ist..
Aber nicht nur der Konsum birgt Gefahren. Bei der oftmals in Wohnungen betriebenen Produktion von Cannabisextrakten wird zum Teil lebensgefährlich mit brennbaren und explosiven Gasen hantiert.

Nach den umfassenden informationen über die enormen Gefahren und Entwicklungen, die mit diesen neuen Drogen-Trends verbunden sind, fühlten sich die Teilnehmenden in ihren Anstrengungen bestätigt, das Netzwerk zur Suchtprävention im Oberbergischen weiter zu stärken. 

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Fachstelle für Suchtvorbeugung des Oberbergischen Kreises auf www.obk.de in der Rubrik Gesundheit.

Große Resonanz gab es auf die Infoveranstaltung zu neuen Drogentrends. (Foto: OBK)
Große Resonanz gab es auf die Infoveranstaltung zu neuen Drogentrends. (Foto: OBK)


Letzte Änderung: 26. April 2018