24.02.2021: Zukunft der Wiehltalbahn - Kreis, Kommunen und Eisenbahner erörtern Rahmenbedingungen

Neues Bewertungsverfahren des Bundesministeriums wird abgewartet

Oberbergischer Kreis. Welche weiteren Rahmenbedingungen sind für die Fortschreibung der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Wiehltalbahn bedeutsam? Diese Frage stand im Zentrum einer Konferenz, zu der sich auf Einladung des Oberbergischen Kreises erneut Vertreter*innen der Städte und Gemeinden, des Nahverkehr Rheinland (NVR), der DB Netz AG, der OVAG und der verschiedenen Vertreter von Eisenbahnorganisationen online zusammengefunden haben. Grundlage waren die Ergebnisse der Digitalkonferenz zur Zukunft der Wiehltalbahn im November 2020 (siehe Pressemitteilung des OBK). Der darin verabschiedete 4-Punkte Plan zur Zukunft der Wiehltalbahn zeigt den breiten Konsens zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen. Alle Akteure sind gleichermaßen an einer aktiven Weiterentwicklung der Wiehltalbahn-Strecke interessiert, die gemeinsam gestaltet werden soll.

Im aktuellen Workshop standen inhaltliche Fragen zu den Rahmenbedingungen der Fortschreibung der Machbarkeitsstudie im Fokus. Der Nahverkehr Rheinland (NVR) als Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) gab eine kurze Einschätzung zur Verfahrensanleitung der „Standardisierten Bewertung“, die als Instrument zur gesamtwirtschaftlichen Betrachtung von Schienenprojekten angewendet wird. Neben der aktuell gültigen Variante von 2016 aktualisiert derzeit das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur die Verfahrensanleitung, in der zukünftig gesellschaftliche und ökologische Aspekte stärker gewichten werden sollen. Dabei kann bislang keine Abschätzung erfolgen, ob sich die aktualisierte Verfahrensanleitung positiv auf eine Förderung auswirken wird.

Die Teilnehmenden des Arbeitskreises einigten sich darauf, die neue Verfahrensanleitung zur „Standardisierten Bewertung" zunächst abzuwarten. Zwar läge für die Veröffentlichung durch das zuständige Bundesministerium noch kein konkretes Datum vor, allerdings sehen die Teilnehmenden bessere Chancen für eine mögliche positive Wertung des angedachten Vorhabens.

„Da insbesondere Nachhaltigkeits-Faktoren bei der Berechnung des Nutzen-Kosten-Faktors anders gewichtet werden sollen, haben wir uns darauf verständigt, dies als Chance zu begreifen. Das Ziel, die Wiehltalbahn als Achse für eine zukunftsfähige Mobilität im Oberbergischen Kreis zu entwickeln, sollte sich deshalb im Ergebnis der Standardisierten Bewertung wiederfinden“, erläutert Frank Herhaus, Planungsdezernent des Oberbergischen Kreis und betont die gute Debatte zu dieser wichtigen Entscheidung.

Gleichzeitig wurden viele Rahmenbedingungen diskutiert und Aspekte konkretisiert, die in die Aktualisierung der Machbarkeitsstudie einbezogen werden könnten. Dabei fand eine intensive Diskussion um die räumliche Anbindung zukünftiger Haltepunkte oder das gewünschte Betriebsangebot statt. Einig ist sich der Arbeitskreis weiterhin, dass der Ausbau der Oberbergischen Bahn (RB 25) die höchste Priorität hat und man für die Wiehltalbahn ein bestmögliches Ergebnis anstrebe.

Konsens darüber wurde auch erreicht, dass die Verkehrsbeziehung zwischen Waldbröl und Gummersbach wahrscheinlich den höchsten Nutzen-Kosten-Faktor erreichen wird, da dies bereits aus den Ergebnissen der alten Machbarkeitsstudie hervorgeht. Zudem soll der Abzweig Hermesdorf-Morsbach nur bei einem sehr guten wirtschaftlichen Gesamtergebnis als Ergänzung aufgenommen werden. Neben einer Einigkeit zum Einsatz umweltfreundlicher Züge, wurde auch eine attraktive Umsteigebeziehung in Richtung Köln priorisiert. Daher sollte ein Verknüpfungspunkt in Osberghausen als Prüfvariante aufgenommen werden.

Auch die verkehrlichen Beziehungen abseits der Schiene seien entscheidend, so die Empfehlung des Arbeitskreises, der sich für eine ergebnisoffene Erarbeitung eines zukunftsorientierten Gesamtverkehrskonzeptes stark macht, sollte der SPNV auf die Wiehltalbahn zurückkehren. Daneben wurden auch Möglichkeiten des Fortbestandes des Tourismusverkehrs oder eine Integration eines potenziellen Güterverkehrs bedacht.  

Die Ergebnisse werden nun vom Oberbergischen Kreis zusammengefasst und dann dem NVR übergeben, der diese auch in Bezug auf die Analyseergebnisse des Ausbaus der Oberbergischen Bahn prüfen wird. Um den Prozess transparent fortzuführen, sollen die Prüfergebnisse in einem weiteren Schritt im Arbeitskreis beraten werden. Die Teilnehmenden begrüßten diesen Schritt, da der regionale Konsens für die breite Akzeptanz wichtig sei und die Arbeit der späteren Gutachter erheblich verbessern wird. Der Oberbergische Kreis wird das Projekt dabei weiter koordinieren und den Prozess im engen Austausch mit dem NVR und den Beteiligten weiterführen.



Letzte Änderung: 24. Februar 2021